Im Rahmen meines Sprachförderkurses arbeite ich seit zwei Jahren mit jenen Kindern, die in jüngster Vergangenheit nach Österreich gekommen sind. Die Auswahl der Unterrichtsthemen umfasst die wesentlichsten Lebensbereiche der Schülerinnen und Schüler wie Schule, Familie, Freunde, Wohnen, Körper, Essen und Trinken etc.. Dabei versuche ich stets, den zu erlernenden Wortschatz auch mit der Erarbeitung eines Liedes zu festigen. Auf Grund meiner Beobachtung, dass sich die Kinder durch das Singen freudvoller und leichter der deutschen Sprache nähern, bildet dieses Element einen Schwerpunkt meines Unterrichts. Für mich auffallend dabei ist, dass sie sich nicht nur die Wörter rascher merken sondern auch den Sprachfluss und die Aussprache schneller erfassen.
Betrachtet man die Bestandteile von Musik und Sprache so lässt sich eine Parallele feststellen. Beide Systeme bestehen aus einer bestimmten Anzahl an Bestandteilen, deren Kombinationsmöglichkeiten jedoch uneingeschränkt hoch sind.
Bezieht man diesen Gedanken auf die Sprache, so wird die kleinste akustische Einheit als Phonem bezeichnet. Demgegenüber stehen in der Musik einzelne Töne. Wenn nun diese Einheiten in verschiedenen Varianten kombiniert werden, entstehen komplexere Strukturen, die durch Regeln bestimmt werden, welche je nach Kulturraum variieren können:
Sprache | Musik |
Phoneme (kleinste bedeutungs-unterscheidende Einheit) | einzelne Töne |
Morpheme (kleinste bedeutungs-tragende Einheit) | mehrere Töne |
Wörter | Intervalle/Harmonien |
Sätze | Melodien |
Phrasen | Intervallfolgen/mehrere Melodien |
Tab.1: Einzelne Elemente von Musik und Sprache
Im Zusammenhang mit Sprache werden die prägenden Elemente als grammatikalische Regeln bezeichnet, während in der Musik u.a. Tonleitern, Harmonien und Akkorde für den Ausdruck bestimmend sind (vgl. Sallat 2009).
Aus diesem Grund habe ich auch in den vergangenen beiden Schuljahren mit den Schülerinnen und Schülern des Sprachförderkurses jeweils ein Musical erarbeitet. Meine Motivation dabei ist, die SchülerInnen „ins Rampenlicht“ zu bringen, die oftmals durch mangelnde Deutschkenntnisse eher zu den Schwächeren zählen. Durch einen coolen „Wow-Effekt“, der mit der Aufführung eines Musicals in der Schulgemeinschaft erzielt werden kann, soll ihr Selbstwert gestärkt und deren Talente vor den Vorhang gebracht werden. Die Übung an der Schriftlichkeit resultiert aus der Gestaltung von Einladungen und Plakaten.
Literatur:
Sallat, Stephan (2009): Der Ton macht die Musik – und die Sprache, In: Interdisziplinär, Jg. 17, H. 2, S. 84-92.